Booklet-Text zum Film DIE BEFREIUNG DES KLANGS

-veröffentlicht bei miku media filmproduktion / Edition Peters 2010

Auszug: „ (...) Im Film wird die Zungentechnik vorgestellt. Der Begriff allein erzeugt meist sofort eine vehemente Ablehnung bei Sängern: der Zunge dürfe keinerlei Aufmerksamkeit geschenkt werden, sonst versteife sie sich. Natürlich müsse sie locker sein, aber sie solle flach im Mund liegen. Die Zungenspitze solle den unteren Zahnkranz berühren etc.
All diese Argumente finden sich in zahlreichen Büchern über klassischen Gesang. Dort werden sie oft als Vorschriften bezeichnet, die es einzuhalten gelte. Hinterfragt werden diese Vorschriften jedoch nicht.

„Erlaubt“ man einem Sänger hingegen, mit gewölbter Zunge zu singen und diese dann auch während des Singens in einer bestimmten Weise zu bewegen, erfährt er nahezu augenblicklich eine körperliche und sängerische Befreiung. Die Zunge fungiert beim Singen als Lenker, sie lenkt den Klang in die jeweiligen Resonanzräume (freie Resonanz). Hindert man sie daran, indem man sie flachlegt, fährt man im übertragenen Sinn ohne Lenker. Die je nach Lage spezifischen Resonanzräume können dann nur noch mit Luftdruckverstärkung, übermäßigem Muskeldruck, Senken des Kopfes, Aufreißen des Kiefers usw. erreicht werden.
Hat man aber gelernt, den Lenker Zunge gezielt einzusetzen, gelangt man bequem von Register zu Register, findet immer neue Resonanzstellen für bestimmte Vokale in verschiedenen Lagen und spürt, dass man befreit singen kann. (...)“



Zwei Welten stehen sich gegenüber
Edwin Geist - Die Wiederentdeckung eines vergessenen Komponisten

- erschienen in der nmz (Neue Musikzeitung)
Ausgabe November 2007, auf der Internet-Plattform des DTKV Berlin und in der Dezember-Ausgabe 2007 der mr-Mitteilungen erweitert um biographische Angaben


Angefangen hatte alles mit dem Buch „Unerhörte Rettung – Die Suche nach Edwin Geist“ von Reinhard Kaiser, erschienen im Schöffling Verlag, 2004. In diesem Buch trug der Autor in akribischer Kleinarbeit alles zu der Zeit Mögliche zusammen, um das Leben des 1902 in Berlin geborenen und 1942 im litauischen Kaunas von den Nazis ermordeten Komponisten nachzuzeichnen. Die Geschichte Edwin Geists und besonders seine anrührende Liebe zu der litauischen Pianistin und seiner späteren zweiten Frau Lyda Bagriansky wurde dann auch von Presse und Radio viel beachtet, wegen ihrer Tragik bedauert und kommentiert, aber die Musik des Komponisten fand keine Beachtung.

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Von der Kunst des Auftretens
- Betrachtungen über ein sehr komplexes Phänomen
- Kurzfassung erschienen in der nmz (Neue Musikzeitung) Ausgabe April 2007 - veröffentlicht auf der Internetplattform des DTKV Berlin (Deutscher Tonkünstlerverband)

Wie schaffe ich es, Hemmungen auf der Bühne abzubauen?
Wie kann es gelingen, meinen ganz persönlichen Ausdruck zu finden?
Wie kann ich authentisch mit meinem Publikum kommunizieren?
Diese und noch viel mehr Fragen den Auftritt betreffend haben wohl schon viele Musiker beschäftigt. Da übt man jahrelang, bringt es stimmlich oder auf seinem Instrument zu immer größerer Vervollkommnung, aber auf der Bühne will der Funke nicht so recht überspringen. Wie kommt es dazu?

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Belcanto im Kunstlied - neue Wege der Liedinterpretation

- erschienen in der nmz (Neue Musikzeitung), Ausgabe: Februar 2006
- English translation online: www.verena-rein.de on the publications - page (English version)

Immer lauter werden die Rufe nach mehr Emotionalität in der Liedinterpretation. Schlecht besuchte Liederabende, Langeweile beim Zuhören, Verdruss über die immer gleichen Interpretationsrezepte besonders im deutschen Liedgesang zeugen von einer dringenden Notwendigkeit zu neuen Wegen in der Liedinterpretation. Die von Vielen schon totgeglaubte und totgeredete Kunstform benötigt dringend eine „Wiedergeburt".

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Was ist Mozart-Gesang?
- Rückblick, heutiges Ideal, kritische Betrachtung und Ausblick

- erschienen in der nmz (Neue Musikzeitung), Ausgabe Juli/August 2006

Beginnen wir die Ausführungen über ein Phänomen, welches in besonderem Maße der Mode im Wandel der Zeiten ausgesetzt ist, mit einem Zitat des Komponisten selbst:
„...die prima Dona singt gut, aber still, und wenn man sie nicht agiren sehte, sondern singen nur allein, so meinete man, sie sienge nicht, dan den mund kan sie nicht eröpfen, sonder winselt alles her, welches uns aber nichts neües ist, zu hören. la seconda Dona macht ein ansehen wie ein granadierer, und hat auch eine starcke stime, und siengt wahrhaftig nicht übel auf...“ (1)
An vielen Stellen des überlieferten Briefwechsels Mozarts finden sich solche oder ähnliche Sätze, die deutlich machen, dass der Komponist durchaus kein Freund zu intimen Gesangs war und auch die Expression und das Feuer (also die Dramatik) in der Darbietung immer wieder einforderte. Aber bevor wir uns Mozarts Vorstellungen genauer widmen, sei ein Blick in die heutige Zeit und in frühere Jahrzehnte erlaubt.

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